Den Speer souverän zu Gold geworfen

Foto: DBS / Jörg Frischmann
Speerwerferin Martina Willing, Foto: DBS / Jörg Frischmann

Leichtathletik-Weltmeisterschaft: Martina Willing gewinnt den WM-Titel mit großem Vorsprung – Frances Herrmann holt Bronze – Vierte Plätze für Streng, Ulbricht und Mogge

Souveräner kann man den WM-Titel nicht gewinnen: Speerwerferin Martina Willing (56, Brandenburg, BPRSV Cottbus) hat am achten Wettkampftag der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha (Katar) die insgesamt siebte Goldmedaille für das deutsche Team gewonnen – und zwar mit unglaublicher Dominanz. Jeder ihrer sechs Würfe flog über die 20-Meter-Marke und war damit weiter als die Versuche der Konkurrentinnen. Was für eine Show der 56-jährigen Brandenburgerin, die ihrer Favoritenrolle mehr als gerecht wurde. Auf den Bronzerang schaffte es zudem noch Frances Herrmann mit dem Speer (26, Lübbenau/Brandenburg, BPRSV Cottbus), während Felix Streng, Thomas Ulbricht und Juliane Mogge das Treppchen knapp verpassten.

Mehr als zufrieden war dafür Martina Willing nach ihrem ungefährdeten WM-Titel im Speerwurf. „Ich habe mit Gold geliebäugelt, doch bei einer Weltmeisterschaft kann man nie davon ausgehen, dass der Wunsch auch in Erfüllung geht“, sagte Willing und ergänzte: „Ich denke, dass ich mir den Titel aufgrund meiner harten und guten Arbeit auch verdient habe und freue mich umso mehr.“ Ihr weitester Wurf landete in der Startklasse F55/56 bei 22,44 Meter, die Zweitplatzierte Brasilianerin Rocha Machado schaffte 18,82 Meter. Willing, die mit 21 Jahren vollständig erblindete, stürzte bei den Winter-Paralympics 1994 in Lillehammer im Skilanglauf – bei der anschließenden Knie-Operation führte eine durch die Betäubungsspritze ausgelöste Blutung im Rückenmark zu einer Querschnittslähmung. Umso bemerkenswerter ihre fantastische Leistung. Doch die 56-Jährige war nicht die einzige Deutsche unter den Top fünf: Marie Hawkeswood (49, PSC Berlin) belegte mit neuer persönlicher Bestweite Rang fünf (17,10 Meter).

Über Bronze freute sich Frances Herrmann im Speerwurf der Startklasse F34. Mit 16,82 Meter steigerte sie ihre Jahresbestweite um einen Zentimeter und blieb am Ende sechs Zentimeter vor der Viertplatzierten. „Ich bin froh, dass ich meine Leistung gut abrufen konnte und wusste, dass ich unter die besten Vier kommen kann. Mit Bronze bin ich sehr zufrieden“, sagte die 26-Jährige.

Auf dem undankbaren vierten Platz landeten hingegen Felix Streng (20, TSV Bayer 04 Leverkusen) über 100 Meter und Thomas Ulbricht (30, PSC Berlin) über 200 Meter, die damit ohne die erhoffte Medaille blieben. Streng verbesserte sich zum Vorlauf deutlich auf 11,16 Sekunden, hätte aber zumindest nahe an seinen deutschen Rekord (10,97 Sekunden) kommen müssen, um zu Bronze zu sprinten (T43/44). So schnappte sich der Brasilianer Oliveira Platz drei (11,02), während der Amerikaner Richard Browne wie schon über 200 Meter mit Weltrekord zu Gold lief (10,61). Der Berliner Thomas Ulbricht verbesserte sich ebenfalls zum Vorlauf über 200 Meter auf 22,83 Sekunden, konnte im Endspurt allerdings nicht mehr in den Kampf um die Medaillen eingreifen und wurde Vierter (T12).

Auch WM-Debütantin Juliane Mogge (25, TV Wattenscheid) verpasste Bronze mit 8,26 Meter im Kugelstoßen (F36) knapp. Am Ende fehlten ihr 36 Zentimeter zu Rang drei. Zudem wurde Katrin Müller-Rottgardt (33, TV Wattenscheid) im Weitsprung mit Saisonbestleistung (5,02 Meter/T12) Fünfte. Mathias Schulze (32, SC DhfK Leipzig) landete im Kugelstoßen auf dem sechsten Platz (14,04 Meter/F46), während Isabelle Förder (36, HSC Erfurt) über 200 Meter mit 31,51 Sekunden in neuer Jahresbestzeit Siebte wurde (T37). Vanessa Low (25, TSV Bayer 04 Leverkusen) und Jana Schmidt (42, 1. LAV Rostock) qualifizierten sich als Zweite und Dritte des Vorlaufs für das Finale über 100 Meter. Klare Favoritin ist allerdings die Italienerin Martina Caironi, die bereits im Vorlauf einen neuen Weltrekord aufstellte.

Das deutsche Team hat nach acht von zehn Wettkampftagen bereits siebenmal Gold, sechsmal Silber und neunmal Bronze auf dem Konto. Am morgigen Freitag geht es spannend weiter mit Vanessa Low und Jana Schmidt im Finale über 100 Meter.

In Doha kämpfen die besten Leichtathletinnen und Leichtathleten mit Handicap in insgesamt 214 Entscheidungen um die WM-Titel. Für das 30-köpfige deutsche Team geht es dabei nicht nur um WM-Medaillen, sondern auch um die ersten Startplätze für die Paralympics 2016 in Rio de Janeiro.

(pm)

 

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