Deutsche Rollstuhlcurler qualifizieren sich für Paralympics

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Foto: Martin Schlitt

„Uns kann keiner mehr in die Quere kommen“, freut sich Cheftrainer Bernd Weißer. Denn jetzt steht fest: Die deutsche Rollstuhlcurling-Nationalmannschaft wird definitiv an den Paralympischen Spielen 2018 in PyeongChang teilnehmen. Acht Jahre nach den Spielen von Vancouver geht damit der Traum von den Paralympics für das deutsche Team wieder in Erfüllung.

Ausschlaggebend dafür waren die jüngsten Ergebnisse der B-Weltmeisterschaften, so dass nun Gewissheit herrscht. „Wir sind nicht mehr von einem der Qualifikationsplätze zu verdrängen“, betont Weißer. Dies liegt an der guten Entwicklung in den vergangenen Jahren. 2014 gelang der Mannschaft der Aufstieg zurück in die Gruppe der besten Teams der Welt.

Es folgten bei den A-Weltmeisterschaften ein siebter Platz 2015 im finnischen Lohja und Rang acht 2016 in Luzern. „Damit liegen wir voll im Soll, wollen uns aber weiter vorkämpfen“, sagt Weißer. Der heute 72-jährige Coach hat vor über einem Jahrzehnt auch dafür gesorgt, dass es Rollstuhlcurling in Deutschland überhaupt gibt. „Wir haben 2004 mit einem Lehrgang in Schwenningen im Schwarzwald begonnen, damals noch mit Unterstützung der Schweizer. Ein Jahr später haben wir dann schon unsere erste WM gespielt. Damals gab es noch nicht so viele Teams weltweit“, erinnert sich Weißer.

Das hat sich geändert, die Sportart entwickelt sich stetig weiter, immer mehr Nationen sind inzwischen vertreten. So gibt es seit 2007 auch B-Weltmeisterschaften. Für die Paralympics in PyeongChang haben sich zwölf Nationen qualifiziert. Neben Deutschland sind das Südkorea, Russland, Kanada, USA, China, Norwegen, Schweiz, Slowakei, Finnland, Großbritannien und Schweden. Für das deutsche Team wird es darum gehen, die „Großen“ zu ärgern und sich weiter zu verbessern – auch schon bei den Weltmeisterschaften, die Anfang März 2017 ebenfalls in PyeongChang stattfinden werden.

„Die Top-Favoriten werden wohl Russland, Kanada und Südkorea sein. An guten Tagen und in einzelnen Spielen können wir auch mal solche Mannschaften schlagen, allerdings fehlt uns die Konstanz. Wir haben nicht die Möglichkeiten anderer Nationen und können nicht so viel trainieren oder an Turnieren teilnehmen. Dadurch haben wir nicht so eine große Sicherheit wie die Top-Teams“, erklärt Bernd Weißer, der 2018 als Trainer seine Paralympics-Premiere feiern wird. Er hatte den Posten zwischenzeitlich abgegeben, war dadurch 2010 nicht mit in Vancouver, und hat das Amt erst vor einigen Jahren wieder übernommen.

Jetzt gilt es, die gute Entwicklung fortzuführen. Dazu wird immer mal wieder auch ein Sportpsychologe ins Boot geholt. Denn gerade beim Curling spielt sich vieles im Kopf ab, wenn es am Ende oft nur auf wenige Millimeter ankommt. „Meistens ist es reine Kopfsache, daher nehmen wir gerne einige Tipps und Tricks für die mentale Vorbereitung an“, sagt Bernd Weißer und fügt an: „Wir haben ein gutes Team zusammen, wollen uns weiter verbessern – und gerne noch den ein oder anderen Platz nach oben klettern. Wir sind am Beginn unseres Weges“, sagt Weißer. Ein Weg, der das Team nach PyeongChang führen wird. Nicht nur bei den Weltmeisterschaften 2017, sondern auch ein Jahr später bei den Paralympics. Motivation und Vorfreude sind groß. Beim deutschen Rollstuhlcurling-Nationalteam ist der Fokus jetzt voll auf Südkorea gerichtet.

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