So geht’s: Bürgerauto für alle

Die Stadt hat einen Fiat Doblo erworben, mit dem man auch Rollstühle und Rollatoren problemlos transportieren kann.

Seit letztem Jahr gibt es im baden-württembergischen Bad Liebenzell das Bürger-Rufauto. Wenn keine zeitnahe Verbindungsmöglichkeit mit Bus und Bahn besteht oder der Weg zur Haltestelle zu weit oder zu beschwerlich ist, besteht die Möglichkeit das Auto zu ordern. Fahrgäste mit Behinderungen dürfen immer auf den Service zurückgreifen. Das Liebenzeller Bürgerauto, welches alle Bürger und Gäste der Stadt nutzen können, soll die Lücken des öffentlichen Nahverkehrs ausgleichen. Der Clou daran ist, dass es sich um einen Fahrdienst mit ehrenamtlichen Fahrern handelt. Diese bekommen lediglich eine Aufwandsentschädigung von zehn Euro pro Schicht.

Bereitgestellt wird das Fahrzeug von der Stadt Bad Liebenzell. Alina Morgeneier, die in der Stadtverwaltung für alle Fragen rund um das Bürgerauto verantwortlich ist, erläutert: „Die Stadt hat einen Fiat Doblo erworben, mit dem man auch Rollstühle und Rollatoren problemlos transportieren kann. Es ist leider nicht möglich, mit dem Rollstuhl in das Auto hineinzufahren.“ Dennoch nutzen in 75 Prozent der Fälle Menschen mit Gehbehinderung den Service.
Beim Bürger-Rufauto handelt es sich um ein gemeinnütziges Selbsthilfe-Projekt, mit dem die Stadt keinen Gewinn machen will. Als Vorbild dieses beispielhaften Services stand die Nachbargemeinde Oberreichenbach mit ihrem Elektro-Bürgerauto Pate. Die Idee rührt daher, dass die Stadt den Kurbus, der alle touristisch relevanten Punkte in der Stadt anfuhr, wegen geringer Nachfrage ersatzlos streichen musste. Da mit den lokalen Busunternehmen keine Regelung zu finden war, machte sich der ehrenamtlich aktive Klaus Bounin für das Bürgerauto stark und rannte mit seiner Bürgerinitiative bei den Stadtverantwortlichen sprichwörtlich offene Türen ein. Nach mehreren Beratungen mit dem Landratsamt Calw war das Projekt beschlossen.

Ein praxisnahes und beliebtes Angebot
„Ich bin positiv überrascht und finde es toll, dass sich sehr viele Bürger – vor allem Renter – als Fahrer zur Verfügung stellen“, freut sich Bounin, der auch selbst fährt und einen Bürger-Rufauto-Stammtisch veranstaltet. Seit der Einführung des Angebots im Mai 2013 haben sich die Anmeldungen stetig erhöht. Erfolgsgarant aus Bounin’s Sicht ist, dass der Fahrdienst nicht einfach zu bestimmten Zeiten festgelegte Punkte bedient, sondern die Fahrgäste am individuell gewünschten Ort abholt. Alina Morgeneier von der Stadtverwaltung bestätigt gegenüber RehaTreff: „Häufig fragen Senioren das Auto an, da sie nicht mehr so gut zu Fuß sind und einen Arzttermin in einem anderen Stadtteil oder in einem Nachbarort haben.“ Das Projekt ist für die Bürger in Bad Liebenzell ein hoffnungsvolles Beispiel, da es zeigt, dass sich engagierte Menschen in der Stadt für Bürgerbelange einsetzen und die Entscheider im Rathaus darauf eingehen. Auch die Kreisstadt Calw und die Gemeinden Neubulach sowie Bad Teinach-Zavelstein aus dem Landkreis wollen in Zukunft die Option Bürger-Auto ziehen.

So funktioniert die Nutzung des Bürger-Autos
Über eine Hotline ist eine Voranmeldung nötig. Morgeneier empfiehlt, sich rechtzeitig um eine Fahrt zu kümmern, da die Nachfrage recht groß ist. Der Service ist von Montag bis Samstag nutzbar und kostet pro Einzelfahrt innerhalb eines Stadtteils 1 Euro. Geht es in einen anderen Stadtteil, fallen zwei Euro an. Bei einer Fahrt in eine Nachbargemeinde in der Umgebung (bis zu einem Umkreis von 7 Kilometern) sind es drei Euro. Wenn Hin- und Rückfahrt innerhalb von 15 Minuten stattfinden, kostet die Rückfahrt zusätzlich nur 1 Euro.

Fahrzeiten und weitere Infos:
Montag bis Freitag 8-21 Uhr;  samstags von 8-15 Uhr. Im Sommer fährt das Bürgerauto bis 22 Uhr.

Hier findet sich ein Flyer der Stadt Bad Liebenzell.

Marcel Renz

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