Kinderreha ist kein Luxus

2ehaKIND-KongressDialog, Netzwerk und Expertise auf dem 6. rehaKIND-Kongress in Düsseldorf

Ein deutliches Signal in Richtung Politik und Kostenträger sandten die über 80 Referenten und 830 Teilnehmer des rehaKIND-Kongresses am 5.-7. Februar 2015 in Düsseldorf. Kinderreha ist kein Luxus und die Familien mit behinderten Kindern müssen bestmöglich unterstützt werden durch Medizin, Therapie und Hilfsmittel, die ihnen den Alltag erleichtern.

Verena Bentele, die Bundesbeauftragte für die Belange behinderter Menschen schilderte bei der Eröffnung eindrücklich, wie sie selbst mit den Herausforderungen durch ihr Handicap umgegangen ist. Wichtigste Voraussetzung dazu war, dass alle Beteiligten offen und interdisziplinär miteinander nach Lösungen gesucht haben. Der Austausch der medizinischen Experten mit Hilfsmittel-Fachleuten und Therapeuten müsse immer auf das individuell zu versorgende Kind gerichtet sein.

„Ganz wichtig ist in jedem Falle eine professionelle und unabhängige Beratung und Sicherstellung der Hilfsmittelversorgung von Anfang an. Dabei sollten keine Kalkulationen im Vordergrund stehen sondern die bestmögliche Förderung und Therapie.“

(v.L.) Engagierter Austausch: Prof. Dr. Bettina Westhoff und Verena Bentele
(v.L.) Engagierter Austausch: Prof. Dr. Bettina Westhoff und Verena Bentele

Reibungslose Übergänge zwischen den Systemen notwendig

Barbara Steffens, NRW-Gesundheitsministerin, beklagte wie Verena Bentele die Schnittstellenproblematiken bei der Kostenübernahme. So könne von einem Problembewusstsein für die Belange von Kindern und Jugendlichen mit Einschränkungen, von umfassender Barrierefreiheit, von reibungslosen Übergängen zwischen einzelnen Sektoren und passgenauen Angeboten noch nicht die Rede sein. „All dies ist jedoch zwingend notwendig, um die Versorgungsqualität für die Betroffenen auf eine neue, qualitativ höhere Stufe zu stellen“. Die Angebote müssten den tatsächlichen Bedarfen angepasst, der Zugang in die Systeme erleichtert und die Zusammenarbeit der beteiligten Akteure und Akteurinnen verbessert werden. „Nur so gelingt uns eine echte Orientierung an den Bedürfnissen und nur so erreichen wir unser Ziel einer wirklich inklusiven Gesellschaft,“ fordert die Ministerin.

Gute Kinderreha-Versorgung ist Investition in die Zukunft

Schirmherrin Prof. Dr. Bettina Westhoff appellierte mit eindrücklichen Beispielen an alle Kongressbesucher und die Politik, ihre Kommunikation zu verbessern zum Wohle der Kinder und Jugendlichen mit Handicap. Frühzeitige fachgerechte Förderung, der Blick auf individuelle Ressourcen und Entwicklungspotentiale helfen mehr Selbständigkeit zu erlangen. Das sichert Lebensqualität und die Chancen auf Teilhabe und einen eigenständigen Platz in der Gesellschaft. „Daher ist jede gute Kinderreha-Versorgung eine Investition in die Zukunft.“

Der rehaKIND-Kongress bot eine ausgezeichnete Plattform, die persönlichen Fachkenntnisse in vielen Bereichen zu erweitern, im direkten Austausch Kontakte zu knüpfen, Ideen zu entwickeln und das Netzwerk zu erweitern. Die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen sowie Ihrer Familien in das Kongressprogramm zeigte, wie wichtig es ist, nicht nur über die Bedarfe der Betroffenen zu reden, sondern vielmehr, sie einzubeziehen und ihre Einschätzungen zu hören.

65 Aussteller folgten rehaKIND zum Kongress
65 Aussteller folgten rehaKIND zum Kongress

Inklusion und Transition – Herausforderungen kreativ angehen

Neben einem hochkarätigen orthopädischen Fachprogramm zogen sich die Themen Inklusion und Transition durch viele Beiträge. Berührende Interviews mit Jugendlichen, die mit ICP leben, zeigten, wie wichtig es ist, dass sich alle Beteiligten Gedanken darüber machen, wie ein Übergang von der Kinder- in die Erwachsenenmedizin zu gestalten ist.

Bei der Inklusion müssen noch zahlreiche strukturelle Probleme gelöst werden, aber es gibt Mut machende Ansätze, wie es – auch mit Hilfsmittelunterstützung und Schulung der Pädagogen – gelingen kann, wenn alle kreativ und ohne Angst anpacken.

Verena Bentele appellierte daran, nicht zu fragen, welche Kinder nicht „inkludiert“ werden können, sondern vielmehr nach Lösungen zu suchen, alle mit zu nehmen. Dass Inklusion kein Sparprogramm ist, sondern viel mehr persönliche und technische Unterstützung an den Schulen   ankommen muss, ist eine zentrale Forderung der Behindertenbeauftragten.

 Einzigartige Fachausstellung mit besonderer Atmosphäre

Betroffene, aber auch Fachleute lobten die begleitende Fachausstellung als ein „Juwel“, die in ihrer Professionalität ihresgleichen sucht. Selten fände man in so ruhiger Atmosphäre und derart gebündelt kompetente Beratung, Lösungen, Austausch und echten Dialog.

Über 65 Hersteller, Fachhändler, Vereine, Kliniken und andere Institutionen präsentierten sich engagiert und lieferten den Beweis dafür, dass die Internationale Fördergemeinschaft rehaKIND in ihrem Jubiläumsjahr mit diesem 6. Kongress eine einzigartige und machtvolle Stimme für die Kinderversorgung geworden ist.

Weitere Infos unter: www.rehaKIND.com

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