Verena Schott hat die Paralympics im Visier

Verena Schott. Foto: DBS
Verena Schott. Foto: DBS

Im Oktober 2014 ist Verena Schott zum zweiten Mal Mutter geworden. „Wieder ein Junge“, schmunzelt die Berlinerin. Bis eine Woche vor der Entbindung sei sie noch regelmäßig ins Wasser gesprungen. „Sonst wäre mir doch langweilig gewesen“, sagt die 26-Jährige mit einem Augenzwinkern. Nach der Geburt folgte eine Pause. Seit Anfang des Jahres ist sie zurück im Schwimmbecken und greift wieder an.

Dass die Form bei den 29. Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDM) der Schwimmer mit Behinderung noch längst nicht wieder die alte ist, kann Schott gut einordnen. „Da bin ich realistisch. Ich weiß, dass noch Luft nach oben ist“, sagt sie und fügt an: „Doch ich habe ja noch über ein Jahr Zeit.“ Im September 2016 finden die Paralympics in Rio de Janeiro statt. Das Großereignis, dem die Sportler entgegenfiebern.

Bei den letzten Spielen 2012 in London schaffte es Verena Schott über 200 Meter Lagen sogar aufs Treppchen und holte Silber. „Natürlich wünsche ich mir wieder eine Medaille“, betont die 26-Jährige. Wichtig sei es, sich nun wieder ihren Bestzeiten anzunähern. Bei der IDM in der Schwimm- und Sprunghalle im Europa-Sportpark schaffte es die Berlinerin sogar schon wieder ins Finale über ihre Paradestrecke. Die Richtung stimmt. Das hat auch Bundestrainerin Ute Schinkitz registriert, die die 26-Jährige für die Weltmeisterschaften in Glasgow im Juli nominiert hat. „Das freut mich. Es ist schön, dass es geklappt hat“, sagt Schott.

Dass Freude und Enttäuschung im Sport eng beieinander liegen, hat auch die IDM in Berlin wieder gezeigt. Während Schott noch ihr WM-Ticket lösen konnte, müssen andere zu Hause bleiben. Besonders bitter war es für Bastian Fontayne. Der 18-Jährige von Bayer Leverkusen hatte drei Versuche, die geforderte Norm über 400 Meter Freistil zu erreichen. Lautstark von den Teamkollegen angefeuert, verbesserte er sich mit jedem Versuch – und scheiterte am Ende hauchdünn. 4:41,27 Minuten bedeuteten für ihn zwar eine neue Bestzeit, doch hätte er 4:41,00 Minuten unterbieten müssen, um nominiert werden zu können. So fehlten 27 Hundertstel zur WM-Teilnahme. „Ich habe schon daran zu knabbern. Einerseits ist es offiziell meine Bestzeit, andererseits war ich im Training schon schneller und es ärgert mich daher sehr“, sagt Bastian Fontayne. Den Kopf wird er freilich nicht hängen lassen. „Mein Blick geht Richtung Rio. Ich werde weiter trainieren und an mir arbeiten, um bei den Paralympics hoffentlich dabei sein zu können.“

Die IDM in Berlin war die letzte Chance, um die erforderlichen Normen für die WM zu schwimmen. So nominierte Bundestrainerin Ute Schinkitz für das Highlight im Juli ein 13-köpfiges Aufgebot, das vom Vorstand Leistungssport des Deutschen Behindertensportverbandes noch bestätigt werden muss. Folgendes Team soll in Glasgow bei der WM auf die Jagd nach guten Zeiten gehen: Annke Conradi, Denise Grahl, Niels Grunenberg, Sebastian Iwanow, Elena Krawzow, Tobias Pollap, Torben Schmidtke, Maike Naomi Schnittger, Verena Schott, Henriette Schöttner, Daniela Schulte, Hannes Schürmann und Emely Telle.

Dass die deutschen Schwimmer bei der diesjährigen IDM nur selten ganz vorne mitmischen konnten, hat laut Bundestrainerin Ute Schinkitz mehrere Gründe. „Für uns lag der Fokus eindeutig auf der WM-Nominierung und damit auf den paralympischen Strecken. Außerdem waren einige unserer Topathleten auch erkrankt bzw. angeschlagen oder wie Elena Krawzow aufgrund von Prüfungen rund um ihre Ausbildung gar nicht vor Ort“, erklärt Schinkitz. Darüber hinaus habe Kirsten Bruhn durch ihren Rücktritt natürlich eine Lücke hinterlassen. „Die können unsere jungen Nachwuchsathleten nicht auf Anhieb schließen. Die Voraussetzungen sind gut, aber wir müssen ihnen auch die Zeit geben, um sich zu entwickeln“, so die Bundestrainerin, die beim Nachwuchs tolle Leistungen registrierte.

Stark präsentierte sich auch die versammelte Weltelite. Die insgesamt 3200 Zuschauer sahen bei der 29. Auflage die besten Internationalen Deutschen Meisterschaften aller Zeiten mit einer Vielzahl an Welt-, kontinentalen und deutschen Rekorden der fast 600 Teilnehmer aus über 40 Nationen. Entsprechend positiv ist auch das Fazit des ausrichtenden Behinderten-Sportverbands Berlin ausgefallen.

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