Klaus Kreuzeder mit 64 Jahren verstorben – ein Nachruf

Foto: „Klaus Kreuzeder - aus Leidenschaft am Leben"; Bayerischer Rundfunk
Foto: „Klaus Kreuzeder – aus Leidenschaft am Leben“; Bayerischer Rundfunk

Diesmal keine Zugabe mehr

„Klaus Kreuzeder war eine Münchner Institution, ein Kämpfer und ein hervorragender Musiker“. So schreibt heute der Bayrische Rundfunk auf seiner Internetseite. Wie wahr! Klaus lernte ich 1993 bei einem Firmenjubiläum von Manfred Sauer kennen. Seine einfühlsamen Lieder bewegten die meisten der Zuhörer sehr. Im Interview dazu auf der Bühne zeigte er eine außergewöhnlich ausgeglichene Rhetorik, die durch seine sonore Stimme verstärkt wurde. Er war schlicht überzeugend, musikalisch wie als Mensch.

1998 veranstalteten wir in der Heilig Kreuz Kirche in Berlin-Kreuzberg ein Konzert. Berliner Rundfunksender hatten Klaus entdeckt und verstärkt gespielt, wie mir Berliner Freunde noch lange danach berichteten.

2003 war sicherlich eines der wichtigsten Jahre von Klaus und seinem Counterpart, „Freund, Tontechniker und Sherpa“ Steve Leistner von Trick-Music. Es war das Internationale Jahr für Menschen mit Behinderung, und Klaus trat an die hundertmal auf, in Helsinki, Hamburg, in München und vielen anderen Orten.

Zum Schluss des Jahres 2003, am 27. November in Ettlingen, war Klaus unser Gast in der Schlossgartenhalle und spielte vor über 300 begeisterten Zuhörern wunderbare Weisen, zum Beispiel von Grover Washington. Monate und Jahre später wurden wir noch von Besuchern auf dieses einmalige Erlebnis angesprochen.

Ein Jahr später beschallte er Athen mit seinen Klängen. Auf der Dachterrasse seines Hotels, anlässlich der Sommer Paralympics 2004, gab er ein Sonderkonzert. Rechts die Akropolis, links der Künstler, und dazwischen wir verzauberten Zuhörer. Ein Traum. Kurze Zeit später provozierte er mit einer Rückschau auf Athen 2004: Man müsse Athen abreißen, um es wieder behindertengerecht aufzubauen, so sein Fazit im RehaTreff.

Wenn wir uns in München trafen, dann stets im Restaurant beim Münchner Volkstheater. Hier hatte er Heimspiel, am Stiglmaierplatz, direkt an der Brienner Straße; für ihn autonomer Ausgangspunkt unendlich vieler Reisen.

Seine Autobiografie „Glück gehabt!“ ist sehr schön zu lesen, nimmt uns Leser mit in die Anfänge seiner Zeit, die 1950er und 1960er, vor allem aber 1970er Jahre. Diese Zeit prägten ihn, und er beschreibt immer wieder, wie pragmatisch und akzeptierend er mit seiner körperlichen Situation zu Recht kam.

Klaus hat viele Zugaben in seinem Leben gegeben, und er hat in den letzten Jahren so manchen Kampf gegen gesundheitliche Anfeindungen gewonnen. Wenn er dann wieder „da“ war, strahlte er stets eine unglaubliche Zuversicht aus. Nun ist, wie die Künstler sagen, der letzte Vorhang gefallen. Es wird keine weiteren Zugaben geben. Aber in unserem Schallarchiv und in unseren Herzen werden wir diesen wunderbaren Musiker und liebenswerten Menschen weiter erleben und hören.

Werner Schneider

Der BR plant, wie rehatreff online erfuhr, aus Anlass des Todes von Klaus Kreuzeder eine Wiederholung des Portraits „Klaus Kreuzeder: Aus Leidenschaft am Leben“, das im Juli 2014 erstausgestrahlt wurde. Der Termin ist noch nicht bestätigt.

Aus aktuellem Anlass wiederholt der Bayerische Rundfunk am heutigen Donnerstag um 0:10 Uhr die Doku „Klaus Kreuzeder – aus Leidenschaft am Leben“.

 

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