Inklusion im Berufsleben kommt nicht voran

Aktion Mensch-Vorstand Armin v. Buttlar und Prof. Bert Rürup (Präsident Handelsblatt Research Institute) stellen das Inklusionsbarometer 2014 vor. Foto: Aktion Mensch
Aktion Mensch-Vorstand Armin v. Buttlar und Prof. Bert Rürup (Präsident Handelsblatt Research Institute) stellen das Inklusionsbarometer 2014 vor. Foto: Aktion Mensch

Die Situation am Arbeitsmarkt hat sich für Menschen mit Behinderung innerhalb eines Jahres nicht verbessert. Das ergibt das Inklusionsbarometer Arbeit der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Institutes (HRI). Die Zahl der Arbeitssuchenden mit Schwerbehindertenausweis legte danach um rund 3000 auf 179.000 Menschen zu.

Die Arbeitssuche dauert in dieser Gruppe im Durchschnitt 100 Tage länger, die Quote der Arbeitslosen mit Behinderung liegt mit 14 Prozent mehr als doppelt so hoch wie die allgemeine Arbeitslosenquote. Insgesamt hat sich das Inklusionsklima bei Arbeitgebern, also die Bereitschaft zur Einstellung, gegenüber dem Vorjahr etwas abgekühlt.

Rund 60 Prozent aller Arbeitgeber in Deutschland bleiben unterhalb der geforderten Einstellungsquote für Menschen mit Behinderung von fünf Prozent. Als Gründe für die Nichteinstellung nennen die Unternehmer die mangelnde Barrierefreiheit ihrer Firmen. Auch geben sie an, keine adäquaten Stellen frei zu haben. Sie zahlen stattdessen die gesetzliche Ausgleichsabgabe. Diese wird bei Unternehmen mit mehr als 20 Angestellten fällig.

„Die Ausgleichsabgabe ist nicht das richtige Instrument, um Menschen mit Behinderung in Arbeit zu bringen“, sagt Prof. Bert Rürup, Präsident des HRI. Denn rund 3,4 Millionen Betriebe mit weniger als 20 Mitarbeitern werden mit dieser Zahlung gar nicht konfrontiert. Dabei haben sie bundesweit ein Volumen von 8,5 Millionen Arbeitsplätzen und sind stetig auf der Suche nach geeigneten Fachkräften.

Großer Aufklärungsbedarf besteht weiterhin mit Blick auf staatliche Unterstützungsmöglichkeiten. Etwa jeder vierte Firmenchef weiß nichts von der staatlichen Eingliederungshilfe, die aus der Ausgleichsabgabe zur Verfügung steht. Und lediglich 64 (Vorjahr: 71) Prozent der Unternehmer, die es wissen, nutzen die Finanzmittel auch – etwa um einen Arbeitsplatz barrierefrei zu gestalten.

Bewegung am Arbeitsmarkt ist auch in Zukunft nicht zu sehen: Nur zehn Prozent wollen in den kommenden zwei Jahren die Quote in ihrer Firma erhöhen. Jedoch gibt der Erfolg inklusiv arbeitenden Firmen Recht. Mehr als drei Viertel aller Unternehmer (2014: 77 Prozent/Vorjahr: 82 Prozent) sehen keine Leistungsunterschiede zwischen den Berufstätigen mit und ohne Behinderung. „Wenn Arbeitgeber Menschen mit Behinderung nach ihren Fähigkeiten einsetzen, wirkt sich dies positiv auf den Unternehmenserfolg aus“, sagt Armin v. Buttlar, Vorstand der Aktion Mensch.

Regionalisierung der Ergebnisse
Erstmals gibt es auch eine Regionalisierung der Ergebnisse. Danach ist Inklusion weniger stark vom Wohlstand einer Region abhängig als erwartet. Ostdeutschland, das bei den Wirtschaftsleistungen pro Kopf in der Bundesrepublik Schlusslicht ist, hat bei der Inklusionslage die Nase vorn. Baden-Württemberg, eigentlich ein ökonomisches Kraftzentrum, findet sich nur am Ende wieder. Die höchste Beschäftigungsquote hat danach Hessen, gefolgt von NRW. Im bevölkerungsreichsten Bundesland ist zudem das Inklusionsklima am besten. Allerdings hat es sich gegenüber dem Vorjahr etwas abgekühlt.

Hier gibt es das Inklusionsbarometer 2014 in voller Länge.

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